Offensichtlich wurde die Pfaueninsel schon vor Jahrtausenden bewohnt. 1843 wurden bei Erdarbeiten aus der Eisenzeit stammende Armringe und Haarspiralen aus Bronze gefunden. Auch fand man Überbleibsel einer wendischen Siedlung:


Friedrich Wilhelm I. von Preußen (Gemälde von Antoine Pesne um 1733).
Obwohl, nach den heutigen spekulativen Erkenntnissen, die Pfauen erst viel später auf die Insel gebracht wurden, finden sich in alten Dokumenten Bezeichnungen wie: 'Pauwerder', 'Pfau-Werder' und 'Zu den Pfauen'. Erst ab 1795 hat sich dann der Name: 'Pfaueninsel' durchgesetzt.

Noch immer lag - 37 Jahre nach dem Ende (1618 bis 1648) des Dreissigjährigen Krieges - die brandenburgische Wirtschaft am Boden. Mit der intensivierten Glasherstellung und möglichen weiteren chemischen Innovationen sollte die Wirtschaft in Brandenburg vorangebracht werden.
Der Alchemist: Johannes Kunckel.
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Da oft undefinierbare Rauchschwaden und stechende Gerüche von der Insel zum Festland herüberzogen, glaubten manche Einwohner, die keinerlei Zugang zur Pfaueninsel hatten und sich so kein konkretes eigenes Bild von den dortigen Vorgängen machen konnten, dass dort geheimnisvolle alchemistische Experimente, esoterische Goldmacherei und eventuell auch jedwede schwarze Magie betrieben wurde.
Der Kurfürst liess sich oftmals - von Potsdam aus - auf die Insel herüberrudern, um die Fortschritte der Glasherstellung zu begutachten und an Kunckels Experimenten mit Feuer und Glas und allerhand Elixieren teilzunehmen.

____________________________Der 'Kunckelstein'.
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In den nächsten 100 Jahren blieb die Insel ohne jede Nutzung. Erst unter König Friedrich Wilhelm II. begann die weitere Entwicklung der Insel. Am 12. November 1793 erliess der König eine Kabinettsorder: "... Zu dem Amte Bornstedt gehört eine in der Havel liegende Insel, genannt der Caninchenwerder, welche ich der Lage halber zu einigen Anlagen selbst übernehmen will". Am 24. November übernahm der König die Insel von einem Militärweisenhaus und im Frühjahr 1794 begannen die gartenbaukünstlerischen Entwicklungsarbeiten.
Friedrich Wilhelm II. liess insbesondere zwei Bereiche der Insel kompositorisch gestalten: an der Westspitze das Schloss und den Schlossgarten und im Osten die Meierei und ihr Umfeld. Das Schloss und die Meierei waren durchaus funktionstüchtige Bauwerke, die neben ihrer praktischen Funktion optisch in einer künstlerischen Gesamtgestaltung mitwirkten.

Das Schloss - mit idyllischem Blick in die Mitte der Insel.

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Ab 1804 wurde Ferdinand Fintelmann Hofgärtner auf der Insel. Da nach der Besetzung Preußens durch Napoleons Truppen ab 1806 die Lebensmittel knapp wurden, legte Fintelmann geschmückte, also künstlerisch gestaltetete, landwirtschaftlich genutzte Ackerflächen an, ohne dabei die bestehenden alten Eichen anzutasten, die teilweise auch inmitten der Ackerflächen belassen wurden.

Rosengarten mit magischem Weg.

Um die Wasserversorgung der neuen Gartenlandschaft zu sichern, wurde 1822 im Maschinenhaus am Südufer der Insel eine Dampfmaschine errichtet, welche das Havelwasser auf den höchstgelegenen Inselpunkt heraufpumpte und dann durch Leitungen über die gesamte Insel verteilte.
______________________________::__Peter Joseph Lenné.

Kavaliershausturm.

Alleinstehende Portikus - zur Erinnerung an Königin Luise.
In der antiken römischen Architektur wurde eine an ein Gebäude angefügte, nach einer Seite offene, Säulenhalle als 'Portikus' (die Portikus, weil das lateinische 'portikus' ein Femininum ist) bezeichnet:

Links: Portikus am Pantheon.

Zwischen 1829 und 1831 errichtete Schinkel das 'Palmenhaus', welches bereits architektonische Aspekte der späteren Moderne aufwies: der hölzerne, beheizbare Glaspalast bestand aus 126 Fenstereinheiten, seine Frontlänge betrug 34,5 Meter und er war 14 Meter breit und 14 Meter hoch. Es wurden darin japanische Fächerpalmen, Sagopalmen, Dattelpalmen, Lianen, Elefantenfuss, Bananen- und Ananasstauden, Litchibäume, Drachenblutbäume und Kaffeepflanzen und vieles mehr ausgestellt. Am 19. Mai 1880 ist das Palmenhaus bis auf die Grundmauern abgebrannt. Es wurde aus Geldmangel nicht wieder aufgebaut.

Links: Palmenhaus mit Dachaufbau und Kuppel - Zeichnung.



___Das Innere des Palmenhauses - gemalt von Carl Blechen (1832 bis 1834).
Peter Joseph Lenné hatte die Menageriegebäude in der Mitte der Insel angelegt. 1836 schenkte der König von Schweden eine Gruppe von Rentieren und es trafen immer wieder lebende Geschenke auf der Pfaueninsel ein. So entstand eine Fasanerie sowie Gebäude und Käfige für Affen, Lamas, Löwen und Känguruhs, sowie verschiedene Volieren für allerhand Vögel und Pfauen, eine Biber- und eine Büffelbucht, eine Bärengrube und ein Hirschgehege. 1832 befanden sich 847 Tiere auf der Insel.
Der Thronfolger, Friedrich Wilhelm IV., hatte weniger Interesse an der bunten Tiervielfalt und übergab 1842 den grössten Teil des Tierbestandes der neu gegründeten 'Zoologischen Gesellschaft Berlin'. Diese Tiere bildeten das Fundament für den 'Zoologischen Garten Berlin'. Friedrich Wilhelm IV. liess sich (ausser in seiner Jugend) nur sehr gelegentlich (stundenweise) auf der Insel blicken, ohne (nach der Überlieferung) jemals das Schloss wirklich bewohnt zu haben.

Wilhelm I. wurde 1787 als Wilhelm Friedrich Ludwig in Berlin geboren - 1888 starb er ebenfalls in Berlin.
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In den nächsten Jahrzehnten wurden die Mittel für die Pfaueninsel mehrfach gekürzt. Zwar konnte der Rosengarten 1870 nochmals restauriert werden - aber Ausflügler richteten hier und in anderen Bereichen viele gravierende Schäden an.
Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg litt die Insel unter einer Dominanz kommerzieller Interessen, so wurden eine Villenkolonie, eine Privatschule und auch ein Luxussanatorium für Senioren geplant. 1924 wurden diese Pläne jedoch verworfen. Am 28. Februar 1924 wurde die Pfaueninsel zum Naturschutzgebiet deklariert.
In der nationalsozialistischen Herrschaftsperiode (von 1933 bis 1945) nutzte der Reichspropagandaminister: Joseph Göbbels die Pfaueninsel. Am 15. August 1936 wurde mit einer 'Italienischen Nacht' der Abschluss der 'Olympischen Sommerspiele' gefeiert. Göbbels feierte mit mehr als 1000 prominenten Gästen (mit Opernballett, Fackelschein, Girlanden, Feuerwerk und so weiter) ein aufwendiges Fest.
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In den Jahrzehnten nach 1945 hat sich das Erscheinungsbild der Pfaueninsel nicht mehr wesentlich verändert. Jedoch wird seitdem relativ viel Geld und Energie in die Rekonstruktion und Pflege der Insel investiert, um die historischen Strukturen zu erhalten. Orientierungspunkt bildet dabei die Blütezeit der Insel um 1835.

Phantasieschloss - von hinten gesehen.

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